Hohhot ist eine schöne Stadt in China, die, wie viele andere chinesische Städte auch, mitten in einem Lockdown1 steckt.
Doch gestern Abend (2022.11.04 BST) durchbrach ein herzzerreißender Ruf diese scheinbar ruhige Oberfläche.
Den offiziellen Angaben zufolge sprang eine 55-jährige Frau, die mit ihrer 29-jährigen Tochter zusammenlebte , zu Tode, da sie unter Angststörung litt.
Aus den Aufnahmen und Videos, die von den Bewohnern desselben Wohnblocks verschickt wurden, geht jedoch hervor, dass die Tochter, nachdem die Frau in den Tod gesprungen war, eine halbe Stunde lang weinte, um die Hausverwaltung anzuflehen, das verschlossene Tor zu öffnen und ihre Mutter Erste Hilfe zu leisten, bevor die Retter endlich kamen.
Eine halbe Stunde lang schrie die Tochter vor Schmerz, und die gesamte Nachbarschaft war am Boden zerstört, da sie tiefes Mitgefühl mit der Tochter. Viele Bewohner flehten die Hausverwaltung auch an, die Sperre aufzuheben - “Wir möchten nur um bei dem armen Kind zu sein” - aber weder auf die Bitten noch auf die Beschimpfungen wurde reagiert.
Die große Depression und Trauer erfasste die gesamte Nachbarschaft und verbreitete sich mit den Schreien des Mädchens im gesamten chinesischen Internet.
Ein altes chinesisches Sprichwort besagt:
kindliche Pflichttreue ist die erste aller Tugenden.
Egal, ob das stimmt oder nicht, für Chinesen ist die Familie das wichtigste und am schwersten zu trennende Gefühl.
Aber sie ist so schwach angesichts der so genannten “strengen Pandemiekontrolle”.
Huhhot wurde zu Rufhot, und der Ruf war so ohrenbetäubend und herzzerreißend.
Aber was ist mit den dunklen Ecken2, wo die Schreie nicht einmal durchdringen können?
Und wie viele Menschen, die vorgeben zu schlafen, können durch einen so grausamen Tod geweckt werden?
In vielen chinesischen Städten gelten nun die gleichen oder ähnliche Maßnahmen wie bei dem Lockdown: In den Vierteln, in denen ein positiver Fall festgestellt wurde, müssen sich alle Bewohner zu Hause isolieren, und mancherorts schweißen die Hausverwaltungen sogar Schlösser an die Türen der Wohnblocks, um zu verhindern, dass sich die Bewohner gewaltsam nach draußen bewegen. Aber in China kann man eine solche Situation sogar nicht einmal als „Lockdown“ nennen (weil “Lockdown” nicht schön klingt) . Stattdessen sollte man die Situation als “Pandemiekontrolle mit Ruhigstellung” nennen, d.h., „alle Bewohner sich freiwillig zuhause isolieren möchten“. ↩
In den vergangenen zwei Jahren waren ähnliche Situationen keine Seltenheit. Viele Nachrichten konnten aufgrund der strengen Internetüberwachung in China nicht einmal in großem Umfang verbreitet werden. ↩